Auf halber Strecke zwischen Mölln und Hagenow liegt der 24 Quadratkilometer große Schaalsee. Bis 1989 teilt ihn die innerdeutsche Grenze, das Ostufer ist Sperrgebiet. Baden darf hier nicht einmal der Förster und die wenigen Menschen, die im Sperrgebiet wohnen bleiben dürfen, benötigen spezielle Passierscheine, um sich im Alltag bewegen zu können. Während am Westufer Ferienhäuser und Campingplätze entstehen, kann sich die Natur im abgesperrten Grenzgebiet auf der Ostseite ungestört entwickeln…
Seeadler, Reiher, Fischotter und viele andere bedrohte Tiere und Pflanzen finden im und um den See ihren Lebensraum. Schon in der DDR setzen sich Umweltschützer*innen für Erhalt und Schutz der besonderen Artenvielfalt ein. Dann kommt der Fall der Mauer, der Zugang zum See auf der Ostseite ist endlich wieder möglich. Schnell entwickelt sich zwischen Umweltschützern aus der DDR und BRD sowie Menschen, die den See endlich als Freizeit- und Erholungsgebiet nutzen wollen, eine kontroverse Debatte.
Die Verordnung über die Festsetzung von Nationalparks sowie von Naturschutzgebieten ist der letzte Beschluss des Ministerrats der DDR vom 12. September 1990. 14 Gebiete werden zu Nationalparks, Biosphärenreservaten oder Naturparks erklärt. Eine Fläche von fast 5.000 Quadratkilometer wird so dauerhaft geschützt. Als Tafelsilber der deutschen Einheit bringt die DDR die Naturlandschaften in den Einheitsvertrag mit ein. Die Schaalseeregion wird mit 310 Quadratkilometern zunächst zum Naturpark, einem umstrittenen.
Nicht nur erneute Schlagbäume und verhinderte Badestellen bringen Menschen der Region gegen den Naturschutz auf. Manche fürchten, dass die Maßnahmen der Naturschutzbehörde die Entwicklung der Region und damit Arbeitsplätze verhindern. Vor allem der Tourismus soll sich hier entwickeln können und dafür braucht es die notwendige Infrastruktur und gerne auch wieder eine Fähre. Und so manch reicher Wessi sieht am Ostufer auch schon seine Ferienvilla…
Viel Arbeit muss das Naturschutzamt leisten, um die Menschen davon zu überzeugen, dass die einmalige Natur der Region ihr Kapital ist, von dem die Menschen profitieren können, wenn sie geschützt wird. Zahlreiche Diskussionsrunden finden statt und Programme werden entwickelt. 1998 wird das Naturschutzgebiet vom Land als Biosphärenreservat ausgewiesen. Ökologische, ökonomische und soziale Entwicklung sollen nachhaltig und im Einklang erfolgen. 2000 wird die Schaalseeregion zum UNESCO-Biosphärenreservat.
Viele Menschen rund um den Schaalsee leben inzwischen vom Naturschutz oder produzieren in dieser Region. Viele haben sich als Direktvermarkter zusammengeschlossen. Der regelmäßig stattfindende Biosphärenmarkt am Informationszentrum PAHLHUUS in Zarrentin ist ein plakatives Instrument, um die Attraktivität und Möglichkeiten der Region Einheimischen und Gästen zu präsentieren und ihr Spiegelbild.