Mit der Öffnung der innerdeutschen Grenze im November 1989 beginnt sich das Leben der Menschen von Tag zu Tag in immer mehr Bereichen und teilweise radikal zu wandeln. Kuno Karls, Optiker, Fotograf und seit 1969 Ortschronist von Hagenow, hat die Veränderungen in seiner Stadt in den ersten Jahren nach dem Mauerfall und der Wiedervereinigung erlebt, beobachtet und dokumentiert.
Häuser, Straßen und Plätze. Alles soll in den frühen 1990er Jahren so schnell wie möglich wieder in Schuss gebracht werden. Für manche Gebäude kommt die Rettung zu spät, anderes zerstört der Modernisierungseifer. Und auch Glücksritter aus dem Westen suchen in den neuen Bundesländern die schnelle Mark im Immobilien- und Baugewerbe.
Viele Betriebe werden zu Beginn der 1990er Jahre auch in Hagenow abgewickelt, an westliche Investoren verkauft, Personal abgebaut oder die Produktion verlagert. Viele Hagenower*innen verlieren ihren Job. Nicht alle nehmen das einfach so hin….
Neben einem NVA-Stützpunkt gibt es auch eine Garnison der Sowjetarmee in Hagenow. Viel hat man allerdings nicht miteinander zu tun, zumindest nicht offiziell. Für die in Hagenow stationierten Soldaten der Sowjetarmee bedeuten der Mauerfall und die Wiedervereinigung der Abzug 1992. Die Kasernen bleiben zunächst leer…
Sammler*innen um den Hagenower Ortschronisten Kuno Karls durchstreifen nach dem Abzug die leeren Kasernengebäude und bergen zahlreiche Erinnerungsstücke.
In einer alten Scheune sammelt Kuno Karls alles, was aus der Zeit der DDR stammt. Ganze Wohnzimmer und Ladeneinrichtungen, Bücher, Büsten, Abzeichen und Uniformen gibt es hier. Unter anderem viele Schulklassen besuchen seinen "DDR-Stall" und Kuno Karls erzählt ihnen von dem Leben, den Beschränkungen und dem politischen System dieser Jahrzehnte und davon, wie die Hagenower*innen wie hunderttausende andere DDR-Bürger*innen vor 31 Jahren auf die Straße gingen und für Demokratie demonstrierten.